Notenschrift

Notenschrift
No|ten|schrift 〈f. 20; Mus.〉 Gesamtheit der Schriftzeichen für Töne

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No|ten|schrift, die:
System von Zeichen, mit deren Hilfe Musik aufgezeichnet wird.

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Notenschrift,
 
Notation, System von Zeichen zur schriftlichen Darstellung von Musik. Die Notenschrift dient einerseits der Fixierung musikalischer Vorstellungen zum Zwecke der Reproduzierbarkeit, andererseits der theoretischen Durchdringung des Tonmaterials. Die geschichtliche Entwicklung der Komposition ist eng mit der Entwicklung der Notenschrift verbunden. Da die Notenschrift nur eine Versinnbildlichung des musikalischen Verlaufs wiedergibt, bleibt ein Teil des musikalischen Gemeinten der Interpretation vorbehalten, für die v. a. bei älterer Musik die Kenntnis der Aufführungspraxis wichtig ist.
 
Die abendländische Notenschrift geht auf die aus den Neumen entwickelte Choralnotation zurück, von der sie die Notierung im Liniensystem mit vorgezeichnetem Tonbuchstaben als Schlüssel und damit die Tonhöhenfestlegung übernahm. Die aus der Modalnotation hervorgegangene Mensuralnotation brachte im 13./14. Jahrhundert die Zeichen für die verschiedenen Notenwerte und die Taktvorzeichnung. Die zunächst partiturmäßig notierte mehrstimmige Musik wurde seit der Ars antiqua in Stimmen, im 15./16. Jahrhundert in Stimmbüchern notiert. In der Tabulatur für Tasten- und Zupfinstrumente werden Buchstaben, die seit der antiken Buchstabennotation zur Aufzeichnung von Musik benutzt wurden, in Verbindung mit rhythmischen Wertzeichen verwendet, im Generalbass Zahlen in Verbindung mit Noten.
 
Die heutige Notenschrift gibt den rhythmischen Wert eines Tones durch die verschiedenen Formen der Noten an, die Tonhöhe durch ihre Stellung im Liniensystem mit vorgesetztem Schlüssel. Überschreitet der Tonraum den Umfang des Liniensystems, werden Hilfslinien oder Oktavierungszeichen (Oktave) hinzugesetzt. In der Partitur sind mehrere Liniensysteme, durch eine Akkolade verbunden, untereinander angeordnet. Durch Vorzeichen können die Töne um einen oder zwei Halbtöne erhöht oder erniedrigt werden, mit dem Auflösungszeichen kann die Erhöhung oder Erniedrigung wieder rückgängig gemacht werden. Takt- und Tempovorzeichnung (Takt, Tempo) bestimmen Tondauer und metrisches Gewicht, seit dem 19. Jahrhundert präzisiert durch Metronomangaben, seit B. Bartók durch Angabe der Aufführungsdauer. Zusätzliche Zeichen machen Angaben über Verzierungen, Vortragsbezeichnungen, Dynamik, Phrasierung und Artikulation. Das 19. Jahrhundert brachte eine ständige Komplizierung des Notenbildes. Anfang des 20. Jahrhunderts wurden neue Zeichen eingeführt, z. B. für Haupt- und Nebenstimme und für Vierteltöne. Die musikalische Entwicklung seit etwa 1950 (serielle Musik, elektronische Musik) stellt derart ungewohnte Anforderungen an die Notenschrift, dass viele Komponisten (wie P. Boulez, K. Stockhausen, G. Ligeti) eigene Schriften verwenden. Eine allgemeine anerkannte Norm konnte sich in diesem Bereich, dessen Extremfall die musikalische Grafik darstellt, nicht herausbilden. Eine Neuerung der zum Mitlesen bestimmten Aufzeichnung stellt die etwa seit den 1970er-Jahren zu einzelnen Musikwerken erschienene Hörpartitur dar.
 
 
H. Riemann: Studien zur Gesch. der N. (1878, Nachdr. 1970);
 J. Wolf: Hb. der Notationskunde, 2 Bde. (1913-19, Nachdr. 1963);
 
Notation neuer Musik, Beitrr. v. C. Dahlhaus u. a. (1965);
 L. U. Abraham: Einf. in die N. (1969);
 H. Besseler u. P. Gülke: Schriftbild der mehrstimmigen Musik (Leipzig 21981);
 W. Apel: Die Notation der polyphonen Musik, 900-1600 (a. d. Engl., Leipzig 41989);
 E. Karkoschka: Das Schriftbild der neuen Musik (41991);
 B. Stäblein: Schriftbild der einstimmigen Musik (Leipzig 41991);
 B. Hebborn: Die Dasia-Notation (1995).
 

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No|ten|schrift, die: System von Zeichen, mit deren Hilfe Musik aufgezeichnet wird.

Universal-Lexikon. 2012.

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